Bertram Wilhelm Günter Schmitt
Das Portrait über einen wirklichen Experten
B. W. Günter Schmitt (* 01. November 1937 in Düren, Nordrhein-Westfalen. Grundberuf Friseur, Akkordeon - Ausbildung, Sammler von antiken Feuerwaffen, Colt-Waffen-Experte, Autor zahlreicher Bücher zum Thema historische Waffen- und amerikanische Pioniergeschichte und mit den weltbekannten Experten wie Ron L. Wilson, Greg Martin und Dietmar Kügler vernetzt. Wenn auch der Begriff Experte kein Titel ist, so gilt er doch für ihn durch seine fundierten Gutachten und qualitativen Bewertungen und er ist ein wirklicher Wissensspezialist auf diesem Gebiet (so sagen auch die amerikanischen Kollegen).
Leben
Günter Schmitt lebt in Düren, bis am 16.November 1944 das Elternhaus am Kaiserplatz zerstört wurde, bei dem auch sein Großvater sein Leben verlor. Günter kam zur Großmutter in Oberbolheim/Nörvenich. 1955 erfolgte der Neubau des umparzellierten Elternhauses in Düren, jetzt Kaiserplatz 9. 1978 erfolgte dann der Kauf des Hauses Düren/Birkesdorf , Alte Jülicher Str. 232, als neuer Wohnsitz. 1947 absolvierte er eine Akkordeon-Ausbildung bei einem Kirchen-Organisten und lernte Noten zu lesen und Gedichte zu vertonen, mit öffentlichen Auftritten bis 1960. In dieser Zeit seines sehr kreativen Lebensabschnittes fertigte er zahlreiche Skulpturen, Zeichnungen und Gemälde an. Ab 1952 konzentrierte sich Günter Schmitt ganz in einer Lehre als Friseur im elterlichen Unternehmen, in dem er später auch seine berufliche Erfahrung sammelte. Nach der 1959 bestandenen Meisterprüfung galt er als Deutschlands jüngster Friseur-Meister mit Sondergenehmigung.
Sein Hobby 1955-58 war Bogenschütze (mit goldenem Leistungsabzeichen). Schon 1953 erwarb er aus den gesammelten Trinkgeldern für 12 DM einen Lefaucheux Stiftzünder-Revolver und gründetet 1960 seinen „Antique Gun Store“ für die startenden Importe von Antiquitäten aus den USA und sammelte Erfahrungen mit Vorderlader-Revolvern. Im DWJ wurde vom Pulverdamf in Düren berichtet. Der Umgang, das Interesse und das stetig wachsende Fachwissen speziell zu Colt-Revolvern führten zu den ersten Manuskripten der Colt-Waffen-Bücher, mit den darin abgebildeten Fotos, Urkunden und Fabrik-Herstellungs-Briefen unterschiedlichster Modelle. Sehr interessant sind bis heute die Sammlungen und die Namen in- zwischen verstorbener ehemaliger Zeitzeugen. Fünf Bücher zu den Themen historische Waffentechnik und amerikanische Pioniergeschichte im Verlag Ernst Weber - später dann übernommen vom Schwend-Verlag in Schwäbisch Hall. Hervorzuheben ist ein gemeinsames Buch „Western Museum“ als Co-Autor mit dem bis heute bekannten Amerikanistik-Autoren Dietmar Kügler im Motor-Buch-Verlag 1960 bis 2000.
1970 erfolgte ein dunkles Kapitel in der Lebensgeschichte, das im Anhang als Interview erklärt, warum nach 14 Monaten eine Rehabilitation und Rückgabe der beschlagnahmten Sammlung erfolgte. 1976 wurde die Schließung des Antique Gun Stores beschlossen und die Umorientierung auf Spielwaren im Einzel- und Großhandel. 1978 ist dann die Erlangung der Lizenz als Auktionator mit dem Beginn erster Versteigerungen von Antiquitäten und alten Spielzeugen vollendet. Auch zu diesem Thema gibt es vierzehn Bücher im Eigenverlag ab 1980 bis 2000 Historisches Blech-Spielzeug- und Kompositions-Figuren-Hersteller vom Ende des 19.Jahrhunderts bis 1945 in 5 Auflagen! Dazu kommen zwei Bücher zum Thema Märklin´s neues Modellbahn-Produkt in der Spurweite 00, von 1935-1950.
Ein entscheidender Einschnitt war der Kauf des Anwesens 1990 in Düren/Birkesdorf, Alte Jülicher Str. 234, mit der Trennung des Spielwaren-Geschäftes und dem Versteigerungs-Bereich: Auktionshaus und Galerie, Modellbahn-Fundgrube. 2010 war auch dieser Lebensabschnitt vorbei und der verdiente Unruhestand begann. Dass seine Liebe zu der Pionierzeit nicht vorbei ist, bezeugt der begehbare Tresor, der mit allerlei Museumsstücken ausgestattet jedem Western Fan das Herz höher steigen lässt.
Zwölf Bücher in limitierter Eigenauflage zu den Themen amerikan. Pionier- und Militärgeschichte von 1775 bis 1898 und europäische Waffentechnik des 19. Jahrhunderts (Arbeiten von 1997 bis 2009). 2020 Beginn der Manuskript-Arbeiten zum Thema Karibik- und Ostküstenkolonien Nordamerikas bis Mitte des 18. Jahrhunderts.
Schaffenskraft endet nicht mit zunehmenden Erkenntnissen! Was Günter Schmitt ausmacht, ist nicht nur sein Wissen über die Materie Colt-Waffen, sondern auch die durch die lange Zeit erworbenen Kenntnisse persönlicher, menschlicher Eigenschaften und Beziehungen. Zu den meist deutschstämmigen Spitzen-Graveuren bei Colt erklärt er: Klar, dass darüber nicht viel erzählt wird, weil es ja nicht amerikanische Landsleute waren.
Seine Werke
Hier wird keine Liste veröffentlicht, weil man im Internet über den Namen Günter Schmitt zu den Themen Colt, Amerikanistik, und Mebanol für Spielwaren, Modell-Eisenbahnen die Veröffentlichungen und fast alle (gebrauchten) Bücher noch findet.
Interview von Amadeus Diefenbach (aus dem Kreis der Gründungsmitglieder des 1.Vorderlader-Schützen-Club Düsseldorf e.V. von 1974) im Jahr 2022 mit Günter Schmitt zum Thema:
Und so hatten wir plötzlich einen echten Colt in der Hand!
Frage: Im Unterschied zu einem „vereidigten“ Sachverständigen, der zu seinem Fachgebiet vor Gericht wahrheitsgemäße Aussagen treffen muß, ist ein Experte ein mit ständigem Interesse und der Wissenserweiterung beschäftigter „Fachmann“, der aus unterschiedlichen Quellen her seine Angaben macht, die manchmal auch durch spätere Ergänzungen durchaus veränderbar oder ergänzungsmöglich sein können.
Sie gelten als der älteste und kompetenteste Colt-Experte in Deutschland?
G. Schmitt: Also durch zahlreiche An- und Verkäufe, Besichtigungen, Bitten um
Beurteilungen von Qualität und Wertermittlung, gewinnt man neue Quellen und
wenn die Zustimmung beiderseits wächst, steigt eben auch das Ansehen!
Frage: Irgendwann ist immer einmal das erste Mal! Wann war es das erste Mal, als Sie einen „echten“ Colt in der Hand hielten?
G. Schmitt: 1963 erwarb ich einen Colt Pocket Navy, ohne viel davon etwas zu wissen. Die Anschrift von Robert Abels aus New York in der Zeitschrift Wild und Hund führt zu meiner Bestellung eines Colt Army 1860. Emotional war ich beim Erhalt fast einem Herzinfarkt nahe und so begannen dann weitere erste Importe nach Deutschland.
Frage: Was führte dann 1960 zur Gründung des Antique Gun Store?
G. Schmitt: Die Einkäufe konzentrierten sich auf Rad- und Steinschlosswaffen, weil US-Waffen noch unbekannt und nicht so gefragt waren. Der Kauf eines Texas-Paterson-Revolvers mit leichter Gravur, Silberbändern und Elfenbeingriff erbrachte dann eine Verkaufssumme von 12.000,- DM (heutiger Wert gut 250.000,- Euro) die ins Geschäftskapital eingebracht werden sollten. Es hat noch sehr lange bis zum Erfolg gedauert.
Frage: Wie kam es zu der Bekanntschaft mit dem amerikanischen Colt-Experten Ron L. Wilson, der Ehrung als Ehren-Deputy und wo war das Kennenlernen von Greg Martin?
G. Schmitt: Die Fernkontakte, brieflich und durch die Buchbestellungen bei ihm mit teilweise persönlicher Widmung, sowie der Erwerb einiger hochwertiger Colt SAA förderten schnell einen guten Kontakt. Greg Martin lernte ich 1972 im Sahara Hotel in Las Vegas anläßlich einer Gun Show kennen.
Frage: Was war dann der Grund für die Anschuldigung und Untersuchungshaft von 1970 mit der abschließenden Rehabilitation?
G. Schmitt: Es war die Anzeige eines Neiders, mit den darauf folgenden unnötig hinausgezögerten Ermittlungen, deren Ergebnis letztlich bei einer Anklage zur Hehlerei endeten. Drei früher in einem Museum in Liege gestohlenen Revolver hatte ich schon mit gutem Gewissen in meinem Buch „Der Perkussions-Revolver“ abgebildet. Das Ermittlungsergebnis führte zur Entlassung aus der U-Haft, die als unbewusste aber laut Gesetz begangene Hehlerei zu verordnen war. Die Angelegenheit wurde behördlich intern geregelt und so erhielt ich nicht einmal einen schriftlichen Urteilsspruch. Trotzdem war mein guter Ruf in dieser Branche stark beschädigt und begründete somit meine Umorientierung auf den Spielzeug-Handel, mit dem ich ja auch erfolgreich wurde.
Frage: Das Interesse am Thema Colt-Waffen hat Sie aber bis heute nicht verlassen?
G. Schmitt: Nein, denn ich werde zwar seltener - durch die nachwachsende Generation - aber immer noch zu Beurteilungen und Auskünften angesprochen!
A. Diefenbach: Herr Schmitt, recht herzlichen Dank für diese aufklärenden Ausführungen!
Übrigens beschäftige ich mich selbst derzeit sehr mit der Provenienz-Ermittlung (Herkunftserforschung) und den kaum nachzuvollziehenden Legenden bei Colt-Waffen.